Erdbeben und Tsunami in Japan
Eine Katastrophe mit unabsehbaren Folgen
Ein gewaltiges Erdbeben mit unabsehbaren Folgen schockiert Japan und die Welt: Der Erdstoß der Stärke 8,9 löste einen Tsunami aus. Eine gewaltige Flutwelle überspülte die Ostküste der japanischen Hauptinsel Honschu.
Nach ersten offiziellen Angaben kamen Hunderte Menschen ums Leben. Zahlreiche Bewohner der Küstenregionen und betroffenen Städte wurden verletzt. Der ARD-Korrespondent Phillip Abresch berichtete, es würden viele weitere Opfer befürchtet.
- Philipp Abresch (ARD) über die Probleme in Atomkraftwerken, tagesschau extra 12:30 Uhr
- Download der Videodatei
Sorge um Atomkraftwerke
In einem Turbinengebäude des Atomkraftwerks Onagawa in der Provinz Miyagi brach ein Feuer aus. In zwei Atomkraftwerken fiel die Kühlung aus. Die Behörden versicherten, dass kein radioaktives Material ausgetreten sei. Allerdings wurde für einen Reaktor der Notstand ausgerufen. Außerdem sollen sich 2000 Anwohner einer Atomanlage in Sicherheit bringen. Wie die örtlichen Behörden mitteilten, sollte das Gebiet um eine Atomanlage in der nordöstlichen Präfektur Fukushima im Umkreis von zwei Kilometern evakuiert werden.
Wegen des Bebens hatten sich nach Angaben der Regierung in Tokio elf japanische Atomkraftwerke automatisch abgeschaltet.
Explosionen in Fabriken
In mindestens zwei Fabriken gab es Explosionen. Zahlreiche Industrieunternehmen der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt mussten die Produktion einstellen. In einer Ölraffinerie in Tokios Nachbarprovinz Chiba brach ein gewaltiges Feuer aus, gefolgt von einer Explosion.
Das Epizentrum des Bebens gegen 14.45 Uhr Ortszeit (06.45 Uhr MEZ) lag 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. Möglicherweise sei es das bislang schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans, sagte der Chefsekretär des Kabinetts, Yukio Edano.
Eine zehn Meter hohe Flutwelle traf die Küste rund um die Stadt Sendai. Der Hafen wurde ebenso überflutet wie Fischerdörfer der Umgebung. In Aufnahmen aus Hubschraubern war zu sehen, wie die Flutwelle Schiffe, Lastwagen, Autos und Trümmer vor sich her in die Stadt schob. Flüsse traten durch das einströmende Meerwasser über die Ufer. Die Behörden riefen die Küstenbewohner auf, sich in höher gelegene Gebiete oder in obere Stockwerke zu begeben. Es drohten weitere Tsunamis. Zudem gab es bereits mehr als 20 Nachbeben.
- Tsunami überflutet den pazifischen Küstenstreifen Japans
- Download der Videodatei
In Tokio, 400 Kilometer südwestlich des Epizentrums gelegen, brachen an zahlreichen Stellen im Stadtzentrum Brände aus. Für mehr als vier Millionen Haushalte brach die Stromversorgung zusammen. Der Flughafen Narita wurde geschlossen und evakuiert. Mehr als 700 Flüge von Japan aus wurden nach Angaben des Transportministeriums gestrichen. 13.000 Passagiere sind laut der Agentur Kyodo am Tokioter Flughafen Narita gestrandet, 10.000 am Flughafen Haneda.
Auch die U-Bahn von Tokio wurde eingestellt, die Hochgeschwindigkeitszüge (Shinkansen) wurden gestoppt. In der japanischen Küstenregion Miyagi werde ein ganzer Zug vermisst, wie die Agentur Kyodo berichtet.
Das Kabinett kam unter Leitung von Ministerpräsident Naoto Kan zu einer Krisensitzung zusammen. Das Verteidigungsministerium schickte acht Kampfflugzeugen los; Luftaufnahmen sollen einen ersten Überblick zu den Schäden ermöglichen. Kan sprach von "enormen Schäden".
Die Regierung richtete ein Krisenzentrum ein. 900 Einsatzkräfte der Polizei wurden in den Nordosten von Honschu geschickt, auch das Militär wurde eingesetzt. Es werde alles getan, um die Schäden des schweren Erdbebens zu begrenzen, sagte der Ministerpräsident.
Tsunami-Warnung für den Pazifik
Für den gesamten Pazifik wurden Tsunami-Warnungen herausgegeben.
Bundesregierung bietet Hilfe an
Bundeskanzlerin Angela Merkel bot Japan deutsche Hilfe bei der Bewältigung der Folgen des katastrophalen Erdbebens an. Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte, nach bisherigen Erkenntnissen seien keine Deutschen von dem Beben unmittelbar betroffen. Dies sei allerdings nur eine vorläufige Lageeinschätzung. Weitere Staaten boten ihre Hilfe an.
- Zehn Meter hohe Tsunami-Welle tifft Küste Japans, tagesschau extra 12:00 Uhr [Florian Bahrdt, NDR]
- Download der Videodatei
Immer wieder Erdbeben
Erst am Mittwoch war die Region von einem Erdstoß der Stärke 7,3 erschüttert worden. Japan liegt am pazifischen "Feuerring" mit zahlreichen Vulkanen, in dem Verschiebungen von Erdplatten immer wieder zu Erschütterungen führen. Dort ereignen sich 90 Prozent aller Erdbeben weltweit.
Im Jahr 1933 kamen der amerikanische Erdbebenwarte USGS zufolge rund 3000 Menschen bei einem Erdbeben und einem Tsunami bei Ofunato ums Leben.